1942 Jun 22 Arbeitsamt Siegburg an Landrat, Lagebericht [1]

[...]

Die Lage in den einzelnen Wirtschaftszweigen.

Landwirtschaft

Der Landwirtschaft [im Siegkreis] konnten im Laufe des Monats [Juni] 52 Arbeitskräfte, davon 41 russische Arbeitskräfte, zugeführt werden. Es liegt zur Zeit noch ein Bedarf an 45 männlichen Arbeitskräften vor, der jedoch durch weitere Zuweisungen von Zivilrussen in Kürze gedeckt sein wird. Nach den bisher gemachten Feststellungen sind die landwirtschaftlichen Betriebsführer mit einigen Ausnahmen mit den Leistungen der russischen Arbeitskräfte sehr zufrieden.

Eisen- und Metallindustrie

In der Eisen- und Metallindustrie ist durch die zahlreichen Einberufungen zur Wehrmacht ein grosser Bedarf an erstklassigen Fachkräften entstanden, der trotz aller Bemühungen zur Zeit nicht zu decken ist. [2] Da offenbar die Reserve russischer Fachkräfte bald erschöpft sein wird, ist die neueingesetzte Werbeaktion in den besetzten und unbesetzten Gebieten Frankreichs sehr zu begrüssen. Der metallverarbeitenden Industrie wurden im Laufe der Berichtszeit für den vordringlichen Kräftebedarf überwiegend russische Arbeiterinnen zugewiesen.

Der Einsatz russischer Zivilarbeiter in der Hennefer Industrie ist bei allen infragekommenden[!] Firmen wenig zufriedenstellend. Die Arbeiter klagen über zu wenig Kost[,] und brechen teilweise durch Erschöpfung während der Arbeit zusammen. Die vorgesehene Kartoffelmenge von 1½ Pfund pro Tag, die bisher nur zur Hälfte zugeteilt wurde, soll ab sofort in voller Höhe erfolgen, sodass dadurch mit einer Leistungssteigerung gerechnet werden kann.

Die Leistungen der russischen Arbeiterinnen, die bei den Firmen Johann Fischer in Lohmar, August de Haer in Troisdorf und Josef Strack in Oberlar eingesetzt sind, sind gegenüber den männlichen Arbeitern in Bezug auf Fleiss und Sauberkeit und Geschicklichkeit in den Arbeitsvorgängen bedeutend besser.

Chemische Industrie

Der Firma Dynamit A.G. Troisdorf wurden im Monat Juni weitere belgische, holländische und französische Arbeitskräfte zugewiesen. [...]




[1] Fundstelle: ARSK, LSK 3304, Bll.37 f. In dem Bericht des Arbeitsamtes Siegburg an den Präsidenten des Landesarbeitsamtes vom 30.6.42 (ARSK, LSK 3305, Bll. 40 ff), der weitgehend identisch ist mit dem vor­liegenden Text, heisst es ausserdem, dass im Juni 1942 insgesamt 257 Aus­länderinnen (davon 212 Ostarbeiterinnen) der Landwirtschaft, der Metall- und der chemischen Industrie des Siegkreises zugewiesen worden sind.

[2] In der Fassung, die für das Landesarbeitsamt bestimmt war, heisst es im folgenden: "Die eingesetzten russischen Fachkräfte kann man als solche nicht bezeichnen, da sie nur mit einfachen Schlosser-, Dreh- und Bohrarbeiten beschäftigt werden können. Darüber hinaus lässt die Arbeitsleistung infolge der schlechten körperlichen Verfassung sehr zu wünschen übrig."