1942 Okt 13 Polizeileutnant Heedt, Aktenvermerk [1]

Aktenvermerk:

Wegen der Vorkommnisse im Lager de Haer [2] fand heute eine Besprechung zwischen Herrn Bürgermeister Schünemann, Rev.Leutnant Heedt und dem Betriebsführer der Firma de Haer, Dr.Schiedrunn, statt. Es wurde festgestellt, daß eine Ostarbeiterin, Gefolgschaftsnummer 84, durch den Meister Hombach geschlagen worden war. Anlaß hierzu hat aber die Ostarbeiterin gegeben, wegen ihres disziplinlos[en] und aufreizenden Verhaltens am Arbeitsplatz. Es wurde erkannt, daß die Züchtigungen des Hombach zu weit gegangen waren. Der Betriebsführer will dafür Sorge tragen, daß derartige Tätlichkeiten für die Zukunft unterbleiben. Dabei wurde noch darauf hingewiesen, daß bei Verfehlungen der Ostarbeiterinnen der Betriebsführer das Recht hat, eine Lagerarreststrafe von 3 Tagen zu verhängen.

Um weiteren Vorkommnissen im Lager selbst vorzubeugen, will der Betriebsführer ab 14.10.42 einen neuen Lagerwächter, der auf Grund seiner bisherigen Tätigkeit als Koch und Lagerwächter für Ostarbeiter bei der Rheinischen Zellwolle in Siegburg über genügende Erfahrungen über die Behandlung von Ostarbeitern besitzt, einsetzen. Der bisherige Lagerführer Dohmen soll mit dem gleichen Tage von der Lagerführung enthoben werden.

Weiter wurde vereinbart, daß polizeiliche und kriminelle Ermittlungen über die Ostarbeiterinnen oder die Verpflegung bezw. die Unterbringung nur nach vorheriger Inkenntnissetzung der Betriebsführung außer in den Fällen, wo eine konkrete Gefahr besteht, aufgenommen werden sollen.

[gez.] Heedt




[1] Fundstelle: StaT.

[2] sehr wahrscheinlich ist mit "Lager de Haer" der Saal der Gaststätte Klein, Frankfurter Str. 75, gemeint.