1944 Sep 15 Schindler: Lage beim Sonderausschuss Sprengstoff [1]

 [handschr:] Dr. Wäsche

 522/44

 [Stempel:] Geheim

 Lage beim Sonderausschuss Sprengstoff

Das Gesamtausbringen des Sonderausschusses Sprengstoff betrug im August 33 600 to. In dieser Zahl ist die Sprengstoff-Erzeugung mit 22 300 to = 66 % enthalten und der Verbrauch an Streckungsmitteln in den Füllstellen und Pressereien mit 11 300 to. Die normale Erzeugung kann demgegenüber mit 50 000 to angenommen werden, davon 55 % Sprengstoff und 45 % Streckungsmittel. Der Rückgang ist, soweit es sich um die Sprengstoffe handelt, durch den Mangel an Hokosalpetersäure [= hoch konzentrierte Salpetersäure] und Methanol entstanden [...]. Die Versorgung mit Hokosalpetersäure hat sich im September - gegenüber August - eindeutig noch verschlechtert.

[...]

Die Pikrinsäure ist an sich der gegebene Sprengstoff für Pioniermunition, da sie ohne weiteres durch die Einwirkung der Sprengkapsel zur Detonation gebracht wird. Es ist kein Mahlen notwendig, keine Herstellung von Sonderqualitäten, kein Umkristalisieren, keine Beimischungen von Nitropenta. Die Pikrinsäure lässt sich leicht in automatischen Apparaten dosieren. Sie ist in keiner Weise gesundheitsschädlich, allenfalls hat sie den Nachteil, dass wegen der intensiven Gelbfärbung eine Belästigung des Bedienungspersonals nicht zu vermeiden ist. [...]




[1] in: BA Koblenz, R 3/1857, Bll. 89 ff.