1983 Jan 30 "Alltag im Nationalsozialismus - in Troisdorf"

Heft zur Ausstellung

Jungsozialisten in der spd troisdorf

Sehr geehrte Besucherin, sehr geehrter Besucher!

Vor 50 Jahren kamen in Deutschland die Nationalsozialisten an die macht. Dieses "finstere" Jubil�um bietet Gelegenheit, R�ckschau zu halten, unsere Ausstellung "Alltag im Nationalsozialismus - in troisdorf" soll teil einer solchen R�ckschau sein.

Diese Ausstellung unternimmt nicht den versuch, historisch darzustellen und aufzuarbeiten wie es zum Nationalsozialismus kam und wie er sich entwickelte. Schon der Anspruch, dies leisten zu wollen, erscheint in den Augen der Aussteller vermessen, es soll hier nicht um einen allumfassenden historischen �berblick gehen - den wird sich der politisch und geschichtlich interessierte bereits verschafft haben - sondern darum, darzustellen, wie Nationalsozialismus in einem �berschaubaren Lebensraum gewirkt hat, es geht darum, zu verdeutlichen, dass troisdorf nicht in einer anderen Welt lag, sondern teil einer Entwicklung war, die das ganze deutsche reich ergriffen hatte.

Die Ausstellung bem�ht sich, exemplarisch Ideologie und herrschaftsmethoden des Nationalsozialismus darzulegen, so wie sie sich in allt�glicher Form in dieser Gemeinde zeigten, es geht darum zu zeigen, dass die Bewohner dieser Gemeinde keine besseren oder schlechteren deutschen waren als die anderen.

Allerdings soll auch gezeigt werden, dass niemand, der mit offenen Augen den Alltag der damaligen zeit erlebt hat, noch immer behaupten kann, nichts gewusst zu haben, denn der nationalsozialismus griff in troisdorf in alle lebensbereiche und alle personengruppen ein. Und so zeigt sich auch in troisdorf das Prinzip der Gewalt als die eigentliche herrschaftsgrundlage des Nationalsozialismus. Der untrennbare Zusammenhang von Nationalsozialismus und Gewalt zeigt sich dabei vor allen dingen in der terroristischen Unterdr�ckung von regimegegnern, insbesondere im Bereich der organisierten Arbeiterbewegung, in der planm�ssigen Vorbereitung eines expansionskrieges und der Einengung des pers�nlichen Spielraumes jedes einzelnen.

Die rasche und totale Konzentration der macht in den H�nden der Nationalsozialisten w�re allerdings nicht m�glich gewesen ohne die bereitwillige Mitwirkung von F�hrungskr�ften in B�rokratie, Justiz, Armee und Polizei, ohne die eilfertige Anpassung von presse und Rundfunk und ohne weitgehende und geflissentliche selbstgleichschaltung in allen lebensbereichen.

Hinzu kam die Kapitulation der b�rgerlichen Parteien, die am 23. M�rz 1933 dem erm�chtigungsgesetz zustimmten und damit der NSDAP ihre parlamentarische Gesetzgebungsmacht kampflos auslieferten, ab Juli 1933 kann dann endg�ltig vom ns-staat gesprochen werden, der sich um Realisierung all dessen bem�ht, was Adolf Hitler unter anderem bereits in seinem Buch "mein Kampf" dargelegt hatte.

Diese Entwicklung und zum teil ihre Fortf�hrung will die Ausstellung durch folgende Beispiele beleuchten:

1. Erste Verfolgung kpd

2. Volkshausproze�

3. Erste Verfolgung spd

4. Arbeiterschaft

5. B�rgermeister langen

6. Strassenumbenennungen

7. Altenrath

8. Privates

9. Arbeitslager

10. Zuchthaus Siegburg

Ausdr�cklich nicht behandelt werden soll die frage der Verfolgung von Juden in troisdorf, weil derzeit eine grosse Ausstellung des Kreises in Vorbereitung ist, die dieses spezielle Thema behandelt.